Und wie immer mit Sahne
- von Marcel Nobis
- •
- 08 Feb., 2017
- •
Ein achtköpfiges Ensemble sagte am Sonntagabend "Merci Udo" im Kleinen Haus. Rund 420 Besucher erlebten ein Konzert mit den Hits von Udo Jürgens.

Es war ein sahniger Abend, der mit 66 Jahren erst richtig anfing und an dem ein griechischer Wein nicht fehlen durfte: Wer in diesem wirren Satz drei Anspielungen auf die Musik von Udo Jürgens erkannt hat, wäre am Sonntagabend im Kleinen Haus bestens aufgehoben gewesen. Rund 420 Besucher verfolgten dort das Konzert „Merci Udo – eine Hommage an Udo Jürgens“. Das achtköpfige Ensemble auf der Bühne spielte von Jürgens' frühen Stücken aus den 1950er-Jahren bis zu Liedern aus seinem letzten Album ein sehr gemischtes Potpourri.
„Noch drei Minuten, dann geh' ich raus“, sang eine Stimme aus dem Off, als sich der Vorhang öffnete und die Musiker zum Vorschein kamen. Zwei Herren saßen bereits an ihren Keyboards, im Hintergrund spielten ein Bassist und ein Schlagzeuger. Doch von den vier Sängern war nichts zu sehen. Einzig ihre Stimmen füllten das Theater. „Noch ein paar Sekunden – die Scheinwerfer gehen an“, sang einer der Musiker, dann liefen alle vier auf die Bühne und begrüßten das Publikum. Es schloss sich der Song „Ich weiß, was ich will“ an, zu dem die Besucher direkt zu klatschen begannen. Sänger Paul Kribbe zeigte ins Publikum, kniff ein Auge zusammen und sang aus dem Lied die Zeilen: „Dein Haar weht im Wind.“
Keyboarder Peter Wölke führte als Moderator durch den Abend. Zunächst skizzierte er das frühe Leben Udo Jürgens', erzählte davon, dass der Entertainer schon als Kind musikbegeistert war und von seinen Eltern eine Mundharmonika geschenkt bekam. „Udo Jürgens hatte einen Traum: Er wollte ein berühmter Komponist und Musiker werden“, sagte Wölke, daraufhin setzte der Refrain vom Lied „Traumtänzer“ ein. „Ein Traumtänzer, Traumtänzer, Traumtänzer bin ich“, war zu hören – ein Refrain, der sich durch den ganzen Abend zog.
Die vier Sänger standen in wechselnden Konstellationen auf der Bühne – mal nur einer, mal im Duett, aber häufig auch alle vier zusammen. Während die beiden Sänger Paul Kribbe und Matthias Stockinger zumeist im gleichen Anzug auftraten, wechselten die Sängerinnen Maria Jane Hyde und Lara Grünfeld im Laufe des Abends mehrmals ihre Kleider – immer passend zur Musik. So tanzten sie zum „Boogie Woogie Baby“ im 1950er-Jahre-Petticoat über die Bühne und standen bei den ruhigeren Balladen im feinen Abendkleid am Mikrofon. Zum Lied „Buenos Dias Argentina“ – das Jürgens für die Fußball-Nationalmannschaft zur Weltmeisterschaft 1978 geschrieben hatte – zogen sie sich sogar Fußballtrikots über. Paul Kribbe hingegen sang als Argentinier mit Sombrero und Poncho den Song mit.
„Udo Jürgens hat übrigens nicht nur selbst komponiert, sondern auch ganz erfolgreich Songs gecovert“, erzählte Wölke und sprach das Lied „Jeder so wie er mag“ an, das auf „Matilda“ von Harry Belafonte basiert. Die Band spielte eine Mischung aus beiden Werken. Wölke wechselte für den Song vom Keyboard zu einer weißen Box neben ihm. „Das ist ein Cajón. Das kommt aus Peru und heißt Kiste. Ich setze mich da einfach mal drauf“, sagte Wölke und hockte sich auf das weiße Cajón neben seinem Keyboard. „Da kommt doch gar nichts raus“, rief ihm daraufhin eine Dame aus dem Publikum zu. Wölke erwiderte mit einem Schmunzeln: „Ich habe doch noch gar nichts gemacht.“ Als er einige Sekunden später mit seinen Händen auf dem Cajón zu klopfen begann und die Band mit einsetzte, strömten karibische Klänge durch das Theater.
„Jetzt seid ihr mal dran: Wir haben da ein schönes, kleines, lockeres Lied über Wein. Denkt ihr, ihr könnt das mitsingen?“, sagte Kribbe und stimmte „Griechischer Wein“ an. Da ließ sich das Publikum nicht lange bitten. Auch Klassiker wie „Ich war noch niemals in New York“ und „Mit 66 Jahren“ fehlten nicht. Und als „Sahnehäubchen“ kurz vor Schluss schallte es laut von der Bühne und aus dem Publikum: „Aber bitte mit Sahne …“
Quelle: Delmenhorster Kurier vom 7. Februar 2017
Autor: Marcel Nobis
Foto: Ingo Möllers