Udo-Show bereitet Achterbahn der Gefühle
- von Sabine Sitte
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- 28 Jan., 2018
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Wenn das Publikum schon beim zweiten Song mitklatscht, textsicher Hit um Hit mitsingt, tanzt und nach der Show summend und gut gelaunt nach Hause geht, haben die Künstler und Veranstalter alles richtig gemacht. Mit der musikalischen Show-Hommage „Merci Udo“ erinnerten sich am Freitagabend Hunderte Fans in einer emotionalen Zeitreise an den 2014 verstorbenen Udo Jürgens.

Vor der Veranstaltung stellt sich die ketzerische Frage: Welcher Klischees über Udo Jürgens wird sich die Show bedienen? Ein gläserner Flügel? Der weiße Bademantel? Weit gefehlt. „Ich wollte keine Schlagershow, wie man sie kennt, auf die Bühne bringen“, sagt Peter Wölke.
So erzählt die Show in einem bunten Potpourri bekannter Jürgens-Hits die Lebensgeschichte des Multitalents nach: Er war Sänger, Komponist und Schauspieler. Sein musikalisches Repertoire umfasste Schlager, Chansons, Jazz und Popsongs.
Doch wer kennt schon den bürgerlichen Namen Udo Jürgens‘? Peter Wölke zeichnet als Moderator ein detailliertes Bild des gebürtigen Udo Jürgen Bockelmanns nach. „Ich möchte dem Publikum Infos über den Künstler nahebringen, die viele so nicht wissen.“ Und: „Udo Jürgens wollte seinem Publikum immer respektvolle und anspruchsvolle Musik widmen.“
Geschickt und temporeich vermischt die zweistündige Aufführung Moderation, Gesang und Instrumentalsoli von Klarinette, Akkordeon und Schlagzeug zu Momenten aus dem Leben des leidenschaftlichen Musikers. Licht-Effekte und Video-Sequenzen auf einer Leinwand untermalen die Achterbahn des Gefühlswirbels, der das Publikum erfasst. Möchte man bei „Liebe ohne Leiden“ aufspringen und mittanzen, wird bei „Merci Cherie“ verstohlen nach dem Taschentuch gegriffen.
Lara Grünfelds emotionaler Auftritt ist einer der besonderen Gänsehautmomente des Abends. Und eine bewusste Wahl Peter Wölkes, „dass eine Frau das Lied vorträgt“. Die vier Musical-Darsteller Lara Grünfeld, Paul Kribbe, Marie Jane Hyde und Thomas Hohler tragen die Show, unterstützt von der Rainbow-Band.
Stimmgewaltig, im Wechsel leiser und kraftvoller Töne, berührt die Adaption des Jürgens-Klassikers „Ich war noch niemals in New York“ von Thomas Hohler im Duett mit Marie Jane Hyde, die mit dem Sinatra-Hit „New York, New York“ brilliert. Der Abend wechselt zwischen den 50er-Jahren mit Pünktchenkleidern und dem Boogie-Woogie in die 70ern zur Fußballhymne „Buenos dias Argentina“ und der Deutschen Fernsehlotterie „Zeig mir den Platz an der Sonne“ bis in die 90er und der Ballade „Ich glaube“. Darsteller und Publikum tanzen zu „Griechischer Wein“ gemeinsam Sirtaki, laben sich am „Aber bitte mit Sahne“ und lästern über das „Ehrenwerte Haus“.
Zwischen aller Leichtigkeit schwingen auch immer die nachdenklichen Texte des Künstlers Udo Jürgens mit. Seine „Hymne an die Zukunft“ und „Was wichtig ist“ sind klare Statements für unsere Welt und das Leben.
Natürlich dürfen Klavier und Bademantel doch nicht fehlen. Berührend singt Band-Mitglied Willem Beuß Jürgens Liebeslied „Was ich dir sagen will, sagt mein Klavier“ und gehüllt in weißes Frottee verneigen sich die vier Interpreten am Ende der Show vor einem begeisterten Publikum. Merci!
Quelle: Westfälische Nachrichten vom 28. Januar 2018
Text & Foto: Sabine Sitte