Ausflug in die Welt der Musicals
- von Rolf Pralle
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- 28 Dez., 2016
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Eine mitreißende Show erlebten die Zuschauer beim Gastspiel der Produktion "Musicals in concert" im Staatsbad.

"Ich versichere ihnen, heute Abend ist alles live", begrüßte
Bandleader Peter Wölke, in dessen Händen Moderation und Gesamtleitung
der Veranstaltung lagen, das Publikum. Der Startschuss für eine
atemberaubende Reise durch die internationale Musicalgeschichte war
gefallen. Was dann in den nächsten rund zweieinhalb Stunden folgte, das
war großes Entertainement von seiner besten Seite.
Mit Maria Jane
Hyde, Lynelle Jonsson, Matthias Stockinger und Mark Polak traten vier
renommierte Interpreten in Bad Brückenau auf, deren Zuhause sonst die
großen Musical-Bühnen im In- und Ausland sind. Perfekt begleitet wurden
die Gesangssolisten bei ihren Darbietungen von den Musikern der "Rainbow
Band".
Der Funke sprang schnell über
Der sprichwörtliche Funke zum Publikum sprang schnell über. Denn
schließlich kennt fast jeder seit vielen Jahren die Songs aus "Westside
Story", "Starlight Express", "König der Löwen" oder "Tanz der Vampire".
Drama, Kult, Gefühl und Spaß wechselten in rascher Folge ab, die ganze
Bandbreite des Genres wurde zu Gehör gebracht und durch passende
Lichteffekte stilvoll in Szene gesetzt. Das Repertoire erstreckte sich
von klassischen Melodien über Balladen sowie Pop und Rock bis hin zum
Schlager.
Moderator Wölke verstand es immer wieder geschickt,
Daten und Fakten aus der internationalen Musical-Geschichte
einzustreuen, die bei den Zuhörern noch nicht so bekannt waren. Da kam
dann auch die eine oder andere Anekdote aus Peter Wölkes eigenem
Künstlerleben zur Sprache.
Darüber hinaus wurde das Publikum im
Kursaal Zeuge einer eindrucksvollen Premiere. Es gab Ausschnitte aus
"The Jersey Boys" zu sehen und zu hören. Dieses Stück, das die
Geschichte einer Boygroup erzählt, wird momentan in Deutschland noch
nicht an einem der bekannten Spielorte aufgeführt.
Optische Ausrufezeichen
Das abwechslungsreiche Programm bot aber keineswegs nur akustische
Höhepunkte, sondern setzte auch interessante optische Ausrufezeichen.
Besonders beeindruckend gestaltete sich dabei der schnelle Kostümwechsel
aller vier Akteure, die mehrfach binnen kürzester Zeit in eine Vielzahl
ganz unterschiedlicher Rollen schlüpften. Als Beispiel sei hier nur die
Verwandlungen der Nonnen aus "Sister Act" in die temperamentvollen
Gospelsänger von "Oh Happy Day" genannt. Diese turbulente Szene hielt
dann die Gäste auch nicht mehr auf den Stühlen. Da wurde mitgeklatscht
und mitgesungen, die Begeisterung kannte keine Grenzen.
Warum nach Hamburg reisen?
Schon in der Pause war aus den Reihen des Publikums nur positive
Resonanz zu hören. "Da muss ich ja nicht mehr nach Hamburg oder
Stuttgart, Wien oder London reisen, wenn ich solch ein Spektakel in Bad
Brückenau erleben kann", brachte es eine Besucherin auf den Punkt, die
schon viele Musical-Darbietungen im In- und Ausland gesehen hat.
Mit Reminiszenzen an "Motown", das berühmteste Plattenlabel der Welt, und an die unverwüstlichen Songs der Bee Gees ging es in den zweiten Teil des fulminanten Show-Abends, bei dem in einigen Passagen auch durchaus stillere Töne angeschlagen wurden. Breiter Raum wurde dabei dem Komponisten Andrew Lloyd Webber gewidmet. Der Brite gilt nicht nur in Fachkreisen als "Musical-Papst", der vor vielen Jahrzehnten dieses Genre mit bis dahin unbekannten Elementen völlig neu belebt hat.
Von Liza Minelli bis Elvis Presley
Die Welt der Stars wurde noch einmal ganz präsent, als die Solisten
in die Rollen international renommierter Show-Größen schlüpften. Lynelle
Jonsson als Céline Dion. Maria Jane Hyde als Liza Minelli oder Mark
Polak als Elvis Presley hatten ihre großen Vorbilder mit Energie und
Leidenschaft gekonnt verinnerlicht. Die Stimmung kochte noch einmal
über, als alle Akteure das große Finale mit einem temperamentvollen
Medley aus dem Musical "We will rock you" gestalteten. Da war es nur
konsequent, dass die Interpreten nicht ohne die lautstark geforderte
Zugabe von der Bühne gelassen wurden.
Text: Rolf Pralle
Quelle: Main Post vom 28. Dezember 2016